MM-2023-04-Koennen subjektive Gedanken objektive Realitaet w
Ein zentrales Argument gegen diesen Dualismus ist die Frage des freien Willens, der in einer deterministischen Realität nicht existieren kann. Um den freien Willen zu bewahren, könnte man die Annahme tre ff en, dass es eine Realität gibt, die den traditionellen Dualismus transzendiert – eine "sobjektive" Realität, in der geistige Überzeugungen von individuellen Wesen durch Wollen real werden können. Diese Realität kann jedoch nicht nach den klassischen Kriterien der Naturwissenschaft als objektiv bewiesen werden. Die Objektivierungshysterie der Naturwissenschaften könnte sich als dogmatische Vorgehensweise entpuppen, die uns eine objektive Realität vorgaukelt, die so real wie sie scheint, gar nicht ist. Es könnte genügen zu zeigen, dass etwas mehr als bloß subjektiv ist, um es als real zu definieren. Dies würde eine Neubewertung der axiomatischen Annahmen über Dualismus und Realität erfordern. Die Entstehung des Realitätsdualismus Der Realitätsdualismus geht auf René Descartes zurück, der geistige (res cogitans) von materieller Realität (res extensa) unterschied. Diese unvereinbaren Substanzen interagieren über das Gehirn. Francis Bacon entwickelte einige Jahrzehnte zuvor die Idee der empirischen Überprüfung von Realitätsannahmen, wodurch die objektive Realitätsbeschreibung und die naturwissenschaftlich empirische Methode der Objektivierung begründet wurden. Galileo sah die Welt als wohlgeordnete Maschine, die mathematischen Gesetzen folgt. Newton verfeinerte diesen Ansatz, aber behauptete nicht, dass die physikalischen Gesetze die letzten Ursachen für Naturphänomene seien. Ab Galileo dominierte die Ansicht, dass die Natur mathematisch beschreibbaren mechanischen Regularitäten folgt und keine Intervention durch geistige Impulse benötigt. Dies führte zu einem Dualismus zwischen Geist und Materie. Die naturwissenschaftliche Sichtweise, die bis heute vorherrscht, reduziert geistige Operationen auf materielle Gehirnprozesse und schließt autonome, spontane und willentliche Einflussnahme auf physikalische Prozesse aus. Diese Ansicht ermöglichte große Fortschritte in Technik und Medizin, hat aber auch Kollateralschäden für das Leben des Individuums und die Umwelt verursacht. Ein solcher Kollateralschaden ist der freie Wille, der von Vertretern der Naturwissenschaften als subjektives Phänomen und objektiv nicht real angesehen wird. Der Dualismus geht von zwei Realitätsarten aus: einer subjektiven Realität der konstruierten Vorstellung und einer objektiven Realität der passiv registrierbaren Tatsachen. Eine alternative Annahme wäre die Existenz einer Realität, die den traditionellen Dualismus transzendiert und ein Zwischending zwischen subjektiver und objektiver Realität darstellt. Diese sogenannte sobjektive Realität würde es ermöglichen, dass bestimmte geistige Überzeugungen von
Made with FlippingBook - Share PDF online